Albumreview: Villi

Album: Not The End Of The Road

Wie lange haben wir alle auf diesen Augenblick gewartet? Und nun halte ich es in meinen Händen: das neue Album von Kissin‘ Dynamite. Und für mich ist es nicht nur ein Album, denn es hat mehr durchgemacht, als seine Vorgänger. Es durfte das Licht der Welt erst ein Jahr später als geplant erblicken, es darf aktuell nicht vor realem Publikum gespielt und gebührend gefeiert werden und es wird leider aufgrund der Covid-19-Pandemie nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die es verdient hätte. Auf der anderen Seite freue ich mich, dass es so unglaublich gut geworden ist, was vermutlich auch ein großes Stück weit der Pandemie zu „verdanken“ ist. Ohne diese Achterbahnfahrt der Gefühle, wären einige Titel vermutlich nie entstanden. Das Leben ist nicht immer nur Party und High-Life. Und das bringt das Album sehr gut auf den Punkt. Dennoch driftet es nicht in ein „Alles-ist-scheiße-Depri-Album“ ab, sondern man spürt in jedem Song das Gefühl des „Jetzt-erst-recht-Vibes“ mitschwingen.

Kissin‘ Dynamite haben ja bereits 5 Titel vorab veröffentlicht und ich muss sagen, dass dies zwar alles gute Titel waren, die jedoch nicht im Geringsten das volle Potential dieses Albums weitertragen. Titel wie „Not The End Of The Road“, „What Goes Up” und “Yoko Ono” zeigen zwar schon sehr gut, in welche Richtung die neue Platte marschiert. Dennoch hätte ich persönlich eher Titel wie „Voodoo Spell“ oder „Defeat It“ in die vorab Release Liste geschoben.

Not The End Of The Road” hat zu Recht seinen Platz an erster Stelle und ist nicht umsonst der Namensgeber der Albums. Wenn ich jemandem das Gefühl beschreiben müsste, welches ich nach dem Hören des Albums habe, würde ich ihm den Titel „Not The End Of The Road“ vorspielen. Es ist eine Mischung verschiedenster Gefühle, mit denen man aktuell so zu kämpfen hat. Da wäre zum einen die Trauer und Enttäuschung über abgesagte Konzerte, die eingeschränkten sozialen Kontakte, die immer schärfer werdenden Auflagen zur Pandemiebekämpfung und das Gefühl am Ende zu sein und das alles nicht mehr länger durchhalten zu können. Aber auch Gefühle wie die Vorfreude auf neue Musik der Lieblingsband, die Hoffnung auf den Sommer, welcher vielleicht doch das ein oder andere Festival zulässt und der Blick auf das, was wir alles schon gemeinsam geschafft haben. Es ist ein Gefühl von Euphorie und Depression gemischt mit Melancholie, Energie und Freude. Am Ende überwiegt das positive und man spürt die innere Wärme die einen erfüllt und einen Push gibt, der dir sagt, dass du jetzt alles schaffen kannst, was du dir nur vornimmst, wenn du nur daran glaubst.

Auch wenn ich es gerade versucht habe, ist es nicht möglich, das Gefühl in Worte zu fassen.

Bei “What Goes Up” war ich anfangs sehr skeptisch, weil ich durch die Musikvideo-Promo sehr voreingenommen war. Ich habe nicht verstanden, wie man den Titel mit so viel nackter Haut in Einklang bringen wollte. Als ich dann das fertige Ergebnis gesehen habe, war es für mich jedoch stimmig und ich finde den Titel + Video sehr gut gelungen.

Only the Dead“ hat mich beim ersten Hören sofort abgeholt. Es war der erste Song, den ich vom neuen Album gehört hab, als es released wurde. Der Track harmoniert sehr gut mit dem Rest des Albums, ist sehr eingängig und das Tempo passt meiner Meinung sehr gut. Auch fallen mir besonders die starken Gitarren im Refrain auf. Freue mich sehr darauf, diesen Track bald live zu hören.

Ich hatte die Ehre beim Musikvideo von „Good Life“ mitspielen zu dürfen. Der Drehtag war eine mega Erfahrung und mitunter einer der besten Tage in meinem Leben. Der Song ist ein klassischer Charity Song, der das Gefühl, welches er vermitteln soll, sehr gut rüberbringt. Dadurch dass er einige Gäste beinhaltet und eine breite Masse ansprechen soll, ist es kein „typischer Kissin‘ Dynamite-Song”, weshalb er mich auch nicht so anspricht. Ich finde die Aktion der Jungs dennoch sehr gut und freue mich, dass ich Teil des Projekts sein durfte.

Obwohl der Titel „Yoko Ono“ von einigen Seiten aufgrund der kontroversen Thematik etwas Kritik erntete, fand ich ihn echt klasse und auch das Video dazu gefällt mir sehr gut.

Mit „Coming Home“ wurde der erste ruhigere Song des neuen Albums released und das Video dazu strahlt einfach so viel Positivität und Freude aus. Die Band bringt hier sehr gut auf den Punkt, was im Leben wirklich zählt und dass man sich an den kleinen Dingen im Leben erfreuen soll. Der Song wurde im Januar released und passt demnach sehr gut zur Nachweihnachtszeit, in der man mit der Familie zusammen kommt und alles andere hinten ansteht. Besonders gefallen mir hier Hannes‘ Vocals am Ende des Songs. Er hat wieder mal bewiesen, dass er einfach ein starker Sänger ist und auch diese Powerballade direkt in die Herzen der Zuhörer katapultieren kann.

Bei „All For A Halleluja“ fallen sofort die rockigen Gitarren ins Gehör und der ein oder andere erhält nach 19 Sekunden direkt die ersten „Waging War“ Flashbacks. Der Song erreicht schnell ein gutes Tempo, ist aber leider einer, der mich im Refrain dann nicht überzeugen kann. Die Strophen und Gitarrenriffs sind sehr stark, die Bridge zum Refrain baut Spannung auf, die jedoch dann im Chorus leider nicht gehalten werden kann. Vermutlich einer der wenigen Songs, die man mehrmals hören muss, bis sie den richtigen Platz im Herz gefunden haben.

No One Dies A Virgin” ist ebenfalls ein richtig fetter Song, der mit seiner herrlich ehrlich und unverblümten Aussage direkt ins Schwarze trifft. „No One Dies A Virgin, in the very end life fucks us all”. Besonders gefällt mir hier, wie der Refrain gegen Ende hin immer noch zusätzlich an Fahrt aufnimmt „ Holy mother in the gutter, everybody say no, no, no“. Ein Stilmittel, welches ich von Kissin‘ Dynamite in noch nicht all zu vielen Songs sehen konnte und welches ich sehr gut finde. Das Gitarrenriff ist auch Weltklasse und haut ordentlich rein.

Ich bin eigentlich niemand, den man mit einem Song leicht zu Tränen rühren kann und entgegengesetzt von allen bisher veröffentlichten Rezensionen, war es bei mir nicht „Scars“ , sondern „Gone For Good“, bei dem ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Ich musste einfach weinen und auch gefühlte 20 mal hören später, muss ich immer noch kräftig schlucken, wenn Hannes‘ sanfte Stimme die volle Ladung Emotion in meine Ohren und somit direkt ins Herz schießt. Dieser Song traf mich aus dem Nichts wie eine Welle, die alles überflutet. Am Ende, wenn man denkt der Song ist vorbei, kommt nochmal eine Strophe, die dann sicherlich auch dem letzten Zuhörer die Tränen raus lockt.  Einfach die beste Ballade, die ich jemals gehört habe.

Man bekommt keine Verschnaufpause. Wurde man gerade eben von seinen Gefühlen überwältigt, kommt bereits der nächste Zug, der einen mitreißt. „Defeat It“ ist eine Rock Hymne sondergleichen. Das Riff am Anfang verspricht vieles, was der Song auch bis zum Ende souverän hält: Klasse Tempo, kräftige Stimme und eingängige Hook. Hier kommen auch besonders die Backing-Vocals von Anna Brunner zur Geltung. Einer meiner Favoriten vom aktuellen Album und ich denke, dass er live ordentlich abgeht.

Voodoo Spell“ ist der Titel, auf den sich die meisten besonders gefreut haben und der meiner Meinung nach Kissin‘ Dynamite‘s absoluter Top-Song ist. Ich kann nicht beschreiben, was genau mich an dem Song so begeistert, aber ich denke es sind die vielen Facetten, die der Song bietet und die zahlreichen Flashbacks die er mir beschert. Ich liebe ihn und hoffe sehr, dass er es auf die Livekonzert-Setlist der Band schafft.

Das Album findet seinen Abschluss mit der Ballade „Scars“, die ich bereits erwähnt hatte. Beim ersten Hören, war es ein schöner Song, aber nachdem ich vermutlich noch so damit beschäftigt war, „Gone for Good“ zu verarbeiten, konnte ich das volle Potential dieses Songs erst nach mehrmaligem Hören erkennen. Ähnlich wie bei „Voodoo Spell“ habe ich hier bereits bei den ersten 4 Akkorden einen Text zu einem anderen Song im Kopf. Dies ändert sich aber sofort, als Hannes‘ Stimme einsetzt und mir Gänsehaut beschert. Ich freue mich sehr, diesen Song live am Klavier performt zu sehen.  

Kissin’ Dynamite bringen mit „Not The End Of The Road” ein Album auf den Markt, welches man gehört haben muss. Egal ob man eher auf Balladen steht oder die volle Dröhnung der 80er Jahre Stadion Mucke hören will – man liegt mit diesem Album goldrichtig.

I simply love it und bin sehr stolz auf die Band! Jungs, ihr seid der Wahnsinn! <3